Ein besonderes Gespräch in Dänemark mit Sandeep Joshi aus Mumbai
Der 59 Jahre alte Handballschiedsrichter und Direktor der Mumbai Handball Academy hat einen ganz eigenen Style, wenn er auf dem Spielfeld als Unparteiischer im Einsatz ist – und hat, egal wie die Partie auch ausgehen mag, am Ende immer selbst gewonnen: nämlich die Herzen der Fans am Spielfeldrand. Beim Dronninglund Cup 2023 hat er die Jugend-Teams der HSG Siebengebirge kennengelernt. Und die Siebengebirgler haben es sich nicht nehmen lassen, diesem ganz besonderen Schiedsrichter vor seiner Rückreise nach Mumbai eines ihrer exklusiven Stanno-Sonder-Trikots zu schenken und ihn im Gespräch am Rande des Turniers ein wenig besser kennenzulernen. Das vollständige Interview ist im gedruckten Saisonmagazin HSG SIEBENER 2023/2024 erschienen.

Sandeep, Du bist im heutigen Mumbai aufgewachsen und spielst seit 1980 Handball. Wie kam es dazu?
Ja, ich bin tatsächlich schon seit fast 45 Jahren mit dem Handball eng verbunden. Alles begann aber in meiner Schulzeit, wo viel Volleyball gespielt wurde und was auch meine Leidenschaft für Teamsport und Ballsport geweckt hat. Später kam dann der Handball dazu, als ich für mein College-Team spielte. Im Team des Distrikt Mumbai habe ich von 1985 bis 2001 gespielt und außerdem in den 1980er Jahren vier Mal in Folge für die University of Mumbai an den All India InterUniversity Championships teilgenommen. Ich kann sagen, ich habe drei Mal geheiratet: das erste Mal 1975, als ich Volleyball gespielt habe. Dann 1980, als ich Handball kennen und lieben gelernt habe. Und schließlich 1988, als ich meine Frau Meghana geheiratet habe.
Wir haben erfahren, dass Du seit 2002 schon Schiedsrichter beim Dronninglund Cup in Dänemark bist. Was motiviert Dich, solch weite Reisen für Jugendhandballturniere zu unternehmen?
Zunächst mal muss ich sagen, auch wenn das komisch klingen mag: ich hatte nie großes Interesse an der Rolle als Schiedsrichter, sondern viel mehr am Coaching. Aber da hat sich eine große Leidenschaft entwickelt, seitdem ich 1987 die ersten Spiele als Schiedsrichter geleitet habe. Dann kamen die Turniere dazu und ich nicht mehr von der Pfeife weg. Das Interessanteste an solchen Turnieren ist, Menschen aus der ganzen Welt zu treffen, die genauso handballbegeistert sind wie ich. Außerdem kann man viel von den Besten lernen. Das motiviert mich jeden Tag aufs Neue, denn ich schaue ganz genau auf die Leistungen der Spielerinnen und Spieler und genauso auf die Unparteiischen.

Handball ist in Indien nicht so populär wie in Europa. Wie würdest Du das Niveau des Handballs in Mumbai beschreiben?
Das stimmt absolut. Handball ist in Mumbai nicht so weit verbreitet wie zum Beispiel Cricket. Dennoch gibt es Enthusiasten und Spieler, die Handball hier sehr genießen. Im Vergleich zu Europa sind es kleinere Vereine und auch Schulen, die die Möglichkeiten bieten. diesen Sport in Mumbai auszuleben. Das Niveau des Spiels und die Verfügbarkeit von Sporthallen und Trainingsmöglichkeiten sind sicher nicht gleichzusetzen mit Europa. Aber in den großen Städten wird auch Handball immer populärer.
Du hast so viele Erfahrungen rund um den Handball machen können und bist als Sportler und Schiedsrichter wirklich viel herum gekommen. Aber gibt es etwas, was Du gerne noch mit dem Handball erleben möchtest?
Natürlich, denn Träume enden nie. Einen großen Traum habe ich mir bereits erfüllt, als ich 2011 im schwedischen Lund bei der Handball-Weltmeisterschaft dabei war. Ich träume aber davon, Teil der größten Sportveranstaltung der Welt zu sein, den Olympischen Spielen. Denn das Alter ist nur eine Zahl, und die Leidenschaft für den Sport ist zeitlos.
