HSG2021 Eddy Schulz Rückblick 7

Rückraumspieler Eddy Schulz muss verletzungsbedingt Handballkarriere beenden

Mit unvergleichlicher Dynamik und Spielwitz hat „Eddy“ Edgar Schulz über mehr als zehn Jahre mit großem Erfolg das Spiel der Grün-Blauen im Rückraum geprägt. Aufgrund einer schweren Verletzung aus dem Frühjahr 2020 muss der Publikumsliebling nun seine Karriere als Spieler beenden. Im Interview blicken wir mit ihm zurück – und auch nach vorn.

HSG2021 Eddy Schulz Rückblick 7

Mehrfacher Mittelrheinmeister im Jugendbereich, der Aufstieg mit den HSG-Herren von der Oberliga in die Regionalliga und sogar der Gewinn der nationalen Handball-Meisterschaft in Neuseeland: Edgar Schulz, genannt „Eddy“, hat als Handballer viele Erfolge feiern können. Die hoch dynamische Spielweise des Rückraumspielers hat dabei seine Gegenspieler zur Resignation und die Zuschauer zu Jubelstürmen getrieben. Im Februar 2020 dann der Schock: der heute 28-jährige Publikumsliebling erlitt im Regionalliga-Derby der HSG gegen den TV Rheinbach eine folgenschwere Verletzung. Ein Wadenbeinbruch mit Abriss des Syndesmosebandes bedeutete das vorzeitige Saisonende für den Spielmacher der Grün-Blauen. Da die Rehabilitationsmaßnahmen des komplizierten Bruchs weiter andauern werden, hat sich Eddy entschieden, seine Karriere als Handballspieler zu beenden.

Wie geht es Dir heute nach der schweren Beinverletzung aus dem Februar 2020? Ist alles gut verheilt?
Heute geht’s mir soweit ganz gut. Ich habe leider Gottes immer noch Schmerzen. Ich bin weiterhin fleißig mit Physiotherapie und Reha beschäftigt, sodass ich hoffentlich in naher Zukunft wieder schmerzfrei meinen Alltag bestreiten kann. Ich muss mich Anfang 2021 noch einer weiteren Operation unterziehen, bei der alle Metallplatten und Schrauben aus dem Bein entfernt werden. Danach will ich wieder aktiv und regelmäßig Sport machen. Starten werde ich mit Tennis und Beach-Volleyball. Handball wird wohl vorerst leider keine Option sein.

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Nur als Zuschauer im Rollstuhl konnte Eddy Schulz den Sieg beim TSV Bonn rrh. mit seiner Mannschaft feiern.

Deine letzte Saison als aktiver Handballer endete mit der komplizierten und schwerwiegenden Verletzung und dem vorzeitigen Abbruch aufgrund der Corona-Pandemie ziemlich abrupt. Wie siehst Du diesen Abschluss im Rückblick?
In der Sekunde der Verletzung wusste ich leider Gottes, dass es das wohl für mich war für die Saison und somit auch für die Zukunft. Ich glaube, das ist für jeden Sportler grundsätzlich das Schlimmste, was passieren kann. Wenn man dann noch im letzten Jahr seiner Karriere ist, ist es natürlich doppelt ärgerlich. Ich hatte allerdings viel Zeit nach der Verletzung, um das aufzuarbeiten und kann heute sagen, dass es natürlich schade war, aber ich nicht böse drum bin. Ganz nach dem Motto: “Alles im Leben hat einen Sinn.”

Blicken wir noch einmal zurück aufs Sportliche: HSG-Heimspiele am Sonnenhügel – mit welchen drei Worten würdest Du diese Momente beschreiben?
Gänsehaut, Heimat, Leidenschaft.

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Volle Halle, voller Einsatz: Eddy Schulz hat beste Erinnerungen an die Heimspiele am Sonnenhügel.

Du hast HSG Senioren-Heimspiele immer am Sonnenhügel erlebt, korrekt?
Nicht ganz. Die meisten Heimspiele habe ich auf jeden Fall in der „Sunshine Arena“ gespielt, ganz klar. Aber zwischenzeitlich war ich auch mal mit der Dritten Herren in der Halle 1 des Schulzentrums Oberpleis aktiv. Und auch mit der Ersten Mannschaft hatten wir ein paar Spiele in Halle 1. Immer gegen Westwacht Weiden, immer freitagabends und immer verloren. Heute kann ich drüber schmunzeln.

Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel bei den HSG-Herren?
Ja, weil es direkt etwas Besonderes war. Mein erstes Spiel im Seniorenbereich war gleich ein Derby gegen den TSV Bonn rrh. mit der Verbandsliga-Mannschaft im September 2009. Kurz vor dem Schlusspfiff haben wir den Ausgleich zum 32:32 geschafft. Das war ziemlich spannend und aufregend für mich als jungen Spieler, einfach ein tolles Gefühl.

HSG Verbandsliga Herren 2010 2011
Eddy Schulz (unten, Zweiter von links) mit den HSG-Verbandsliga-Herren der Saison 2010/2011. Kurz nach deren Saisonbeginn startete er in der Ersten Mannschaft durch.

Zu der Zeit warst Du ja noch de facto Jugendspieler der Grün-Blauen. Wie fällt Dein Rückblick auf diese Zeit im HSG-Juniorenbereich aus?
Das war eine sehr intensive, schöne und erfolgreiche Zeit. Ich hatte ja das Glück, Teil eines sehr starken Jahrgangs zu sein. Mit den Jungs, die 1991/1992 und 1992/1993 geboren wurden, haben wir quasi in jeder Jugend-Saison um die Mittelrheinmeisterschaft mitgespielt, beginnend ab der C-Jugend. Da wurden wir gleich Vize-Mittelrheinmeister. Und mit der A-Jugend konnte ich sogar dreimal in Folge die Mittelrheinmeisterschaft feiern. Wobei das Finale gegen den TV Birkesdorf mit dem 1991/1992-Jahrgang das mit Abstand krasseste Erlebnis meiner Jugend war. Vielleicht sogar insgesamt.

Gibt es Schlüsselszenen von Spielen, die Dir immer in Erinnerung bleiben werden?
Ich habe sehr viele Schlüsselszenen in Erinnerung, die ich niemals vergessen werden. Auf jeden Fall dieses Mittelhein-Finale 2010 gegen Birkesdorf in der A-Jugend. Wir werfen das letzte und entscheidende Tor quasi 10 Sekunden vor Ende des Spiels und werden aufgrund des besseren Torverhältnisses Mittelrheinmeister. Aber auch im Herrenbereich hatte ich solche Momente, die ich nicht mehr vergessen werde. Spontan denke ich an einen Kempa-Trick mit Jamal Naji gegen Nümbrecht, einen Schlagwurf in den Winkel-Unterlatte gegen Opladen und einen Dreher gegen Eynatten. Das war alles spektakulär, aber auch zusammengenommen nicht mal ansatzweise so wichtig wie das letzte Tor gegen Birkesdorf.

Das sind wirklich tolle Rückblicke. Das Jahr 2010 hatte für Dich ja wirklich viel zu bieten und war wohl besonders prägend. Im gleichen Jahr ging es für Dich auch in der Ersten Herren los, nicht wahr?
Genau. Das war im Herbst 2010 gegen Bayer Dormagen unter Trainer Edi Grunwald. Später hat dann Lars Degenhardt Ende 2010 erstmals die Mannschaft übernommen und ab dann war ich fester Teil des Teams.

Hattest Du ein bestimmtes Ritual vor dem Spiel? Gab es Routinen für Dich für die perfekte Einstimmung auf die Partie?
Oh ja. Ich hatte ganz, ganz viele Rituale. Das hat meistens mit dem Aufstehen am Morgen begonnen. Besonders wichtig war es aber für mich ab dem Eintreffen am Sonnenhügel: Ich habe das Auto, sofern möglich, immer im gleichen Bereich geparkt. Mein Glücksbringer-Energy Drink durfte nie fehlen. Beim Umziehen musste ich immer am gleichen Platz in der Kabine sitzen. Ich habe immer die gleichen schwarzen Socken und eine schwarze Wadenbandage angezogen. Ich hatte auch gewisse Sätze, die ich mir beim Warmmachen und vor dem Spiel immer wieder selbst aufgesagt habe, um Sicherheit und Selbstvertrauen für mein Spiel zu bekommen. Und das sind nur einige wenige Rituale.

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Welche persönlichen sportlichen Ziele hast Du Dir erfüllen können?
Wie bereits erwähnt, konnten wir in der Jugend einige Mittelrheinmeisterschaften gewinnen. Das ist natürlich etwas, worauf ich immer stolz sein werde. Im Januar 2016 wurde ich zum General-Anzeiger Sportler des Monats gewählt, was ebenfalls eine tolle Auszeichnung ist. Außerdem konnte ich im Rahmen meines Auslandsaufenthalts in Neuseeland mit meinem Team vor Ort die nationale Meisterschaft gewinnen. Das kann ja auch nicht jeder Handballer vorweisen. (lacht)

Absolut! Und gibt es etwas, was Du noch gern erreicht hättest?
Ich hätte sehr gerne mit der HSG den Aufstieg in die dritte Liga gefeiert, als aktiver Spieler natürlich. Zusätzlich wäre ich ebenfalls gerne den Weg in die dritte Liga gegangen. Ich habe mich damals sehr bewusst dagegen entschieden. Allerdings ist es bis heute so, dass ich gerne diese Erfahrung mitgenommen hätte und geschaut hätte, wo die Reise so hingehen könnte.

Wenn Du jetzt als Zuschauer zum Sonnenhügel kommst – kribbelt es da nicht wieder in den Fingern? Oder sehen wir Dich vielleicht sogar bald als HSG-Trainer an der Seitenlinie?
Ich muss gestehen, dass ich den Handball weiterhin liebe, ihn aber derzeit als Spieler nicht vermisse. Mit großer Sicherheit wird mich die Kulisse und das Spiel in der „Sunshine Arena“ direkt wieder packen und es wird mich immer wieder vom Stuhl reißen. Ob das Kribbeln dann so lange und so groß ist, dass ich wieder an ein Comeback denke in einer der unteren Mannschaften oder sogar eine Trainerkarriere starte – das steht wohl noch in den Sternen. Aber, wie heißt es so schön: Sag niemals nie.

 

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Business statt Ballbesitz: Eddy Schulz fokussiert sich nun umso mehr auf sein Berufsleben abseits der Handballhalle.

 

Interview: Matthias Reintgen
Bilder: Thomas “Buddhi” Schmidt, Eva Hilger, HSG Siebengebirge