Die Regionalliga-Mannschaft der HSG Siebengebirge hat wieder einmal eine turbulente Saison hinter sich gebracht – in der Ausgabe 2019/2020 aufgrund der Corona-Pandemie etwas frühzeitiger als geplant. Das Ziel Klassenerhalt in der “Vierten Liga Deutschlands” wurde erreicht. Die Fans der Grün-Blauen haben spannenden, emotionalen, kämpferischen und teils schlechten sowie sehr guten Handball gesehen. Die Mannschaft hat abermals einen Trainerwechsel durchstanden und meistert jetzt auch noch die Einschränkungen durch den Corona-Virus. Ein Rückblick in Bildern.
Den Anfang nahm diese bemerkenswerte Saison am 09. Juli 2019 mit der Vorbereitung unter der Neuverpflichtung Werner Klöckner auf der Trainerposition. Der neue Trainer kam ins schöne Siebengebirge, um mehr Professionalität in den Abläufen der Mannschaft und des Vereins zu etablieren. Sportlich wirkte sich das direkt aus: Es gab drei Einheiten pro Woche und dazu zwei Testspiele an den Wochenenden, jeweils samstags und sonntags. Man wollte Handball auf Profi-Niveau erleben, also bekam die Mannschaft den Umfang und die Ansprüche, die an einen Profihandballer gestellt werden.
Getestet wurde unter anderem gegen die Bergischen Panther (knapper Sieg) und den HV Vallendar. Auch ein alter HSG-Bekannter und neuerdings Bundesliga-Trainer, Jamal Naji, ließ seine Jungen des TSV Bayer Dormagen (A-Jugend Westdeutscher Meister 2019/20) gegen die Siebengebirgler spielen.
An dieser Stelle möchten wir Jamal Naji herzlich zum Aufstieg mit dem TuSEM Essen in die erste Bundesliga Deutschlands gratulieren. Von der Nordrheinliga in die Bundesliga in nur zwei Jahren – Hut ab!
Nach zwei Trainingslagern und dem finalen Test gegen die SG Ollheim/Straßfeld stand nun endlich die neue Saison vor der Tür.
Die Saisoneröffnung gegen den großen Aufstiegsfavoriten aus Opladen vor heimischem Publikum hätte nicht schlechter laufen können. Aufgrund des großen Verletzungspechs, welches sich mit jeder Vorbereitungswoche zuspitzte, gingen die Siebengebirge mit einem Minimalkader in das Spiel. Entsprechend deutlich wurde man besiegt. In den folgenden Spielen konnte man die Leistung zwar steigern, aber durch den stark reduzierten Kader liefen die Grün-Blauen meist ab der 50. Minute ihren Gegnern nur noch hinterher. Für die kämpferische Leistung konnte man sich nicht belohnen und es hagelte eine Enttäuschung nach der anderen. In Rheinbach gelangte die Mannschaft dann an den vorläufigen Tiefpunkt der Saison. Rückraumakteur und Spielmachen Basti Willcke verletzte sich bei einem unglücklichen Foul schwer an der Schulter und fiel für den Rest der Hinrunde aus.
Den ersten Lichtblick gab es dann im Auswärtsspiel beim Aufsteiger aus Remscheid. Nach abermals schlechter Leistung in der ersten Halbzeit konnte die Mannschaft einen phänomenalen 9:1-Lauf nach dem Seitenwechsel hinlegen. Erst in letzter Sekunde berappelten die Hausherren sich und sorgten für die Punkteteilung. Nun war eine leichte Aufbruchstimmung zu spüren, welche im folgenden Spiel zunichte gemacht wurde. In Aachen sah man wieder eine Mannschaft ohne Kopf, die größtenteils planlos agierte. In der darauffolgenden Woche kam es endlich zum ersten Sieg der Saison. Im Kampf der abstiegsgefährdeten HVM-Vertreter konnte man den TV Köln Wahn zuhause mithilfe der riesigen Unterstützung der HSG-Fans niederringen. Die Ernüchterung erfolgte abermals prompt eine Woche später beim zweiten heißen Aufstiegskandiddaten in Korschenbroich. Ohne Chance wurden die Grün-Blauen regelrecht überrollt. Als man in der darauffolgenden Woche auch gegen den TV Aldekerk als Verlierer den Platz verließ, waren sich alle einig, dass gehandelt werden musste. Und so beendete Werner Klöckner seine Amtszeit als Trainer der ersten Herrenmannschaft bei der HSG mit sofortiger Wirkung.
Den Neuanfang gab es mit alten Gesichtern: Lars Degenhardt und Fabian Zächerl übernahmen das Steuer. Zwei Wochen brauchten Trainergespann und die Mannschaft, um sich aufeinander einzustellen. Dann folgte, womit nun wirklich niemand rechnen konnte. Die nächsten sechs Spiele blieben die Siebengebirgsdrachen ungeschlagen. Sogar dem Tabellenersten aus Opladen konnte man einen Punkt abknöpfen und dabei verspielte man sogar eine zwischenzeitliche Sieben-Tore-Führung in fremder Halle. Was immer die beiden Trainer ihren Schützlingen auch sagten, es schien, als würde alles funktionieren.
Es sollte nicht ewig rosig bleiben und so musste die Mannschaft erneut einen herben Dämpfer hinnehmen. Edgar Schulz musste im Spiel gegen Rheinbach unter Hilfe seiner Teamkollegen nach einem Sturz vom Spielfeld getragen werden. Diagnose: Wadenbeinbruch. Das schweißte die Mannschaft nun noch fester zusammen. Unter dem Motto “Für Eddy” kämpfte die Mannschaft jede Woche für ihren flinken Mittelmann, damit sein aufopferungsvoller Einsatz nicht umsonst war. Der erste Gegner, der den Grün-Blauen auf ihrer Erfolgswelle einen Strich durch die Rechnung machen sollte, war die HG Remscheid. Vor gut vier Monaten noch der Grund für ein wenig Hoffnung und dem ersten Punktgewinn der Saison, nahmen die Gäste vom Niederrhein nun erstmals ein wenig Wind aus den HSG-Segeln. Der Kurs wurde allerdings gekonnt korrigiert und mit einem erneuten Sieg gegen den TV Wahn Köln gekrönt.
An dieser Stelle trat ein neuer “Player” ins Geschehen ein und beendete in der Folge den gesamten Spielbetrieb – mit dem Namen Corona und Trikotnummer 19. Die nunmehr immer noch andauernde Coronakrise hat zwar die Spielzeit 2019/2020 vorzeitig beendet und dafür gesorgt, dass jede Mannschaft die Klasse gehalten hat, aber dennoch haben sich die Grün-Blauen die fünfte Saison in der “Vierten Liga Deutschlands” ab der Spielzeit 2020/2021 mehr als verdient. Das Trainer-Duo Degenhardt und Zächerl hat es in nur wenigen Wochen geschafft, wieder Leben in eine tote Mannschaft zu bringen. Der schöne und manchmal auch hochriskante Tempohandball hat wieder Einzug gefunden in die Sunshine-Arena und mittlerweile ist es nicht nur spannend, den Siebengebirglern beim Handballspielen zu zuschauen – nein, es macht auch wieder Spaß.
Die Regionalliga-Herren der HSG Siebengebirge bedanken sich bei allen Fans, Freunden und Förderern für die Unterstützung und wünschen viel Gesundheit und Geduld für die weiterhin andauernde Corona-bedingte Pause. Die Grün-Blauen fiebern bereits den ersten normalen Trainingseinheiten mit Mitspielern und Handball entgegen und freuen sich auf ein Wiedersehen mit weiteren emotionalen Handballschlachten am Sonnenhügel in der Saison 2020/2021.
HSG olé