Herren I: Interview mit dem Europameister

Nachdem die DHB #badboys Anfang des Jahres den EM-Titel holten, zogen jetzt die „good cops“ nach: mit HSG Torwart Timo Adeyemi holte die Deutsche Polizei-Handballnationalmannschaft jetzt den Titel zum dritten Mal in Folge. Unser Champion im Interview.

Handball-Europameister der Polizei: Timo Adeyemi (links). (Foto: privat)

Vom 29. Mai bis 05. Juni fand die Europameisterschaft für die besten Handballmannschaften der europäischen Polizei in Dänemark statt. Zum ersten Mal war HSG Torwart Timo Adeyemi mit dabei. Er hütet nicht nur seit vielen Jahren das Gehäuse der Ersten Herrenmannschaft der Siebengebirgler sondern sorgt hauptberuflich bei der Polizei für Recht und Ordnung.

HSG: Lieber Timo, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Europameisterschaft! Was tut nach solch einem Turnier mehr weh – der Kopf vom langen Feiern oder die Knochen nach dieser sehr langen Saison für dich?
Timo: Vielen Dank. Wir haben natürlich den Sieg ordentlich gefeiert. Das war eine großartige Zeit mit einem super Team aus Spielern, Trainern und Betreuern. Da vergisst man auch mal schnell, dass die Saison mit der HSG am 05.09.2015 begonnen hatte und für mich genau acht Monate später erst zu Ende ging. Dafür aber mit einem echten Höhepunkt.

Mit welchem Wort würdest du diesen Höhepunkt beschreiben?
Puh, dafür reicht ein Wort wohl nicht aus. „Krass“, „einzigartig“, „stolz“ kommen mir da zuerst in den Sinn. Du kommst in die Kabine und ziehst dein Trikot mit der Nummer 1 an, auf dem „Deutschland“ steht. Dann geht man in die Halle, wärmt sich mit dieser super Truppe auf, steht am Ende Schulter an Schulter und es wird die Nationalhymne gespielt. Das ist irre, absolut großartig. Ich bin sehr stolz und dankbar, das erlebt zu haben.

Die Polizeinationalmannschaft besteht aus Spielern aus ganz Deutschland, die nur zum eigentlichen Turnier alle vier Jahre zusammen kommen. Wie funktioniert so eine Truppe als Team?
Ich muss sagen, dass unsere Mannschaft gespickt war mit unfassbar tollen Kollegen. Sowohl menschlich auch als sportlich hat das super zusammengepasst. Das war sehr wichtig, denn so ein Turnier dauert lange. Im Idealfall wie bei uns eben bis zum Abpfiff des Finales. Wir haben zwischen den Spielen auch viel gemeinsam unternommen, eigentlich so wie man es auch von den Nationalmannschaften im Handball oder Fußball immer sieht. Das schweißt zusammen.

Ihr habt bei der EM sehr überzeugende Ergebnisse abgeliefert. Wart ihr so stark oder die anderen so schwach?
Im Rückblick kann man schon sagen, dass wir den meisten anderen Mannschaften schon überlegen waren. Das sieht man ja auch an den Ergebnissen. Wir hatten vielleicht einfach die beste Mischung gefunden: nicht zu jung oder zu alt, top motiviert, absoluter Zusammenhalt, immer mit Spaß dabei. Ich glaube, mit dieser Mannschaft könnte man wohl schon um den Aufstieg in die Zweite Liga spielen.

Wieviel Einsatzzeit hast du gehabt?
Gespielt habe ich jedes Spiel meistens eine Halbzeit. Im Halbfinale gegen Frankreich waren es sogar 45 Minuten. Unser Trainer hat in jeder Partie immer alle Spieler zum Einsatz gebracht. Das war super für die Motivation und später natürlich auch für die Regeneration.

Wie wird man eigentlich Nationalspieler der Polizei?
Alle Spieler sind in Vereinen wie der HSG Siebengebirge aktiv. Außerdem spielen wir alle in der Handballmannschaft unserer jeweiligen Polizeibehörde. Betriebssport, sozusagen. Mit der meiner Kölner Mannschaft bin ich vor zwei Jahren NRW-Landesmeister geworden. Bei dieser Landesmeisterschaft wird man für die Landesauswahl gesichtet. Hat geklappt, denn im letzten Jahr habe ich mit der NRW-Auswahl die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Bei dieser Deutschen Meisterschaft fand dann die Sichtung für den Nationalkader statt. Und das hat ja dann auch ganz gut geklappt…

Wann siehst du die anderen Europameister wieder?
Wir bleiben in Kontakt so gut es geht. Aber die Nationalmannschaft kommt erst in vier Jahren wieder zur nächsten Europameisterschaft zusammen. Wenn ich bis dahin noch auf hohem Niveau spielen kann, würde ich mich freuen, wenn es nochmal klappt. Eigentlich eine ganz gute Motivation, um die nächsten Jahre nochmal richtig durchzuziehen. (lacht)

Jetzt geht es weiter mit der Vorbereitung auf die nächste Saison mit deiner HSG. Wie ordnest du das Erlebnis in Dänemark für dich ein?
Es war eine unglaubliche Erfahrung, die ich niemals vergessen werde. Es ist mit Sicherheit der größte sportliche Erfolg meiner Karriere, auch wenn natürlich der Kreispokal die deutlich größere Trophäe ist. Ich freue mich jetzt auf die Saison-Vorbereitung mit meinen Jungs bei der HSG Siebengebirge. Ich hab jedenfalls keine gute Ausrede für den Trainer parat, dass ich nicht fit wäre, weil ich in den letzten Wochen nichts gemacht hätte. Der hat das schon alles mitbekommen – und sich wie alle Grün-Blauen auch sehr mit mir gefreut.

So sehen Sieger aus: Die deutsche Handballnationalmannschaft der Polizei. (Foto: 2016 EPC handball men/Facebook)

 

Matthias Reintgen