Uschi

Damen I: Eine Saison wie eine Achterbahnfahrt

Nach dem Abstieg aus der Oberliga in der Saison 2018/2019 gab es für die 1. Damen der HSG Siebengebirge viel zu verarbeiten und neu zu organisieren. Wir blicken zurück auf die besonderen Momente der Saison 2019/2020, die sich wie eine Achterbahnfahrt angefühlt hat.

Uschi

Man sah sich nicht nur mit massiven personellen Abgängen konfrontiert, sondern musste darüber hinaus auch noch den Abschied von Damenwartin Uschi Otzipka verkraften. Über Jahre hinweg hatte sie den Damenbereich am Leben erhalten und war als “gute Seele” allseits beliebt. Als wäre das nicht genug Ballast gewesen, musste auch noch Trainer Georg Moitzfeld aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten aufgeben. Dies traf die verbliebene Mannschaft besonders hart, denn Georg “Schorsch” Moitzfeld war nicht nur ein respektierter und äußerst beliebter Trainer, sondern darüber hinaus Ansprechpartner und Berater für die Damen in allen Lebenslagen – von Handball bis Disco Fox.

Für Schorschi

Die Messlatte war für den neuen Trainer Fabian Schlegel also besonders hoch. Schnell wurde klar, dass es keine nennenswerten Neuzugänge geben würde und die traditionsreiche Mannschaft der Damen, die ihre Vergangenheit immerhin ebenfalls in der Regionalliga hat, stand vor dem Aus. Gerettet wurde die Mannschaft durch eine Fusion mit der A-Jugend, die ebenfalls personell knapp besetzt war und sich dadurch letztendlich bereit erklärte, die Damenmannschaft aufzustocken. So startete man nach einer nur eingeschränkt möglichen Vorbereitung mit einer sehr jungen Mannschaft optimistisch in die Saison. Ziel war es, sich zumindest im Mittelfeld der Verbandsliga einzufinden.

Teambild

Zum Saisonauftakt verlor man zwar deutlich gegen den Turnerkreis Nippes, konnte aber trotzdem viele positive Schritte verbuchen. In der Folge musste man jedoch zwei weitere Abgänge verkraften und erlitt zwei weitere Niederlagen im Derby gegen die “Roten” sowie gegen den TV Roetgen. So langsam musste man sich also eingestehen, dass es mit einer erneut dezimierten Mannschaft so eigentlich nicht weitergehen konnte. In Eigeninitiative starteten die Damen einen Hilferuf bei ihren ehemaligen Mitspielerinnen, die aus unterschiedlichen Gründen die Handball-Karriere schon beendet hatten. Dieser wurde erhört – zunächst erklärten sich zwei ehemalige Spielerinnen bereit, im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten das Team zu unterstützen. Prompt folgte der erste Sieg der Saison im vierten Spiel gegen den Pulheimer SC.

Pulheim

Der Aufwärtstrend sollte jedoch nur von kurzer Dauer sein und es folgte der absolute Tiefpunkt der Saison. Mit mindestbesetztem Kader und ohne Offensiv-Talent Ilham Bouchuari fuhr man zum nächsten Auswärtsspiel nach Oberwiehl. Die Oberwiehlerinnen nutzten ihren großen Kader und ihre deutliche körperliche Überlegenheit aus und fegten die Blau-Grünen mehr als deutlich mit 6:27 aus der Halle. Völlig am Boden zerstört sowie körperlich und mental ausgelaugt, fuhren die Damen nach Hause und mussten im Anschluss noch drei weitere Niederlagen in den letzten Spielen der Hinrunde einstecken. Damit nicht genug, musste man mit erneut mindestbesetztem Kader zum ersten Auswärtsspiel der Rückrunde fahren und eine schmerzhafte 16:32 gegen den Turnerkreis Nippes verkraften.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war erneut klar, dass es auch so nicht weitergehen konnte. Es musste eine Lösung gefunden werden, denn schon jetzt sah man sich mit lediglich zwei Punkten nach elf Spielen vom vorzeitigen Abstieg bedroht. Ein nochmaliger Hilferuf bei ehemaligen Spielerinnen war wieder erfolgreich. Vielen Ehemaligen ging die dramatische Situation der jungen Mannschaft so nahe, dass sie sich bereit erklärten, auch ohne die Möglichkeit zu trainieren das Team zu unterstützen.

So nahm ein kleines Handball-Märchen seinen Lauf: Direkt im nächsten Spiel, auch noch ein Derby gegen die “Roten”, setzte man sich nach einem Handball-Krimi mit 25:23 durch. Auch in den folgenden Partien gegen den TV Roetgen und den Pulheimer SC ließen sich die Damen nicht stoppen und fuhren weitere Punkte ein. Dann stand für die Blau-Grünen auch schon die nächste Partie an – gegen den CVJM Oberwiehl. Die krachende Hinspiel-Niederlage (6:27) mit ihren hart geführten Zweikämpfen war den Damen noch immer in schmerzhafter Erinnerung, entsprechend hoch motiviert war man vor der Partie. Die Überraschung gelang: Mit leichter Genugtuung und besonders breitem Lächeln schickte man die sprachlosen Oberwiehlerinnen mit 24:23 nach Hause.

Auswärtssieg Pulheim

Im Anschluss musste man dann einen minimalen Dämpfer gegen den Polizei SV Köln hinnehmen, der sich offensichtlich als eine der wenigen Mannschaften auf die stark gesteigerte Leistung der Blau-Grünen eingestellt hatte. So lag man zwischenzeitlich mit fast zehn Toren zurück, konnte aber mit einem starken Comeback noch ein Unentschieden erzielen. In der Folge ging es noch in Hochstimmung zum HSV Frechen II (Zweiter der Tabelle). Ein Sieg schien hier relativ unwahrscheinlich, denn Frechen konnte auf eine starke Saison zurückblicken, außerdem spielte man noch auswärts. Dennoch wollten die Siebengebirglerinnen wie immer alles geben. Es folgte die stärkste Leistung der Saison. Von den ambitionierten Siebengebirglerinnen völlig überrascht, überrannte man den Tabellen-Zweiten am Ende mit 30:19. Der Klassenerhalt war jetzt so gut wie sicher, aber eben nur so gut wie. So blickte man voller Spannung und Vorfreude auf die letzten anstehenden Partien gegen die HSG Refrath/Hand und die SG Ollheim-Straßfeld.

Sieg Frechen

Doch genau an diesem schönsten Punkt wurde schlagartig die hohe Motivation der Blau-Grünen gedämpft. Durch den Ausbruch von Covid-19 wurde der Spielbetrieb vorzeitig eingestellt. Zwar ist der Klassenerhalt durch die getroffenen Regelungen gesichert, dennoch hätte sich die Mannschaft – gerade nach den vielen dramatischen und schmerzhaften Erlebnissen der Hinrunde – ein versöhnlicheres und vor allem sportliches Saisonende gewünscht und verdient.

Jetzt heißt es für die Verantwortlichen, einen kritischen Blick in Vergangenheit und Zukunft zu werfen. Es steht bereits fest, dass es keine erneute Fusion mit der A-Jugend geben wird. Hier würde jungen, noch in der Entwicklung befindlichen Spielerinnen eindeutig zu viel Verantwortung aufgebürdet, was nicht die Lösung für eine traditionsreiche Damenmannschaft sein kann. Für die kommende Saison 2020/2021 muss also defintiv ein anderer Weg gefunden werden, wenn man weiterhin eine schlagfertige und konkurrenzfähige Mannschaft ins Rennen schicken will.

HSG olé