Nach nun acht Spielen in der Regionalliga Nordrhein stehen die B-Juniorinnen der HSG bisher ohne Punkt an letzter Stelle des Zehnerfeldes. Aber ob die Mannschaft auch mit leeren Händen dasteht, wollten wir vor dem Weihnachtsfest, an dem man sich ja auch das eine oder andere auf dem Gabentisch wünscht, nochmal von Trainer Axel Breme in Erfahrung bringen.
Die weibliche B1 beim gemeinsamen Jahresausklang im Tacos Bonn, Starker Partner der HSG
HSG: Axel, die strahlenden Gesichter sind Euch auch nach dem bisher etwas bitteren Verlauf der Saison nicht abhanden gekommen. Lass uns doch mal etwas in die Herzen der Mädels blicken. Zu Beginn der Runde war vielen klar, dass es eine schwere Aufgabe wird. Wie ist die Realität im Team angekommen?
Axel Breme: Zunächst einmal freuen wir uns natürlich sehr, uns in 2019 erstmals in der Geschichte der HSG mit einer wB-Jugend Mannschaft für die Regionalliga Nordrhein qualifiziert zu haben. Die Mannschaft ist extrem stolz, dort mitspielen zu dürfen. Jedes Spiel ist herausfordernd und damit genau das, was eine gezielte handballerische Entwicklung im Jugendbereich bei der HSG Siebengebirge ausmacht. Damit gehen wir einen Weg, den wir mit diesem Kader zu Ostern 2018 begonnen haben. Kommend von der Kreisliga, haben wir die Mannschaft über die Oberliga direkt in die Nordrheinliga geführt. In nur 18 Monaten haben die jungen Damen einen großartigen Lauf hingelegt. So schön natürlich Punkte und Siege sind, am Ende zählt im Jugendbereich die Entwicklung der Sportlerinnen in ihrem Handballsport. Und da stehen unsere Spielerinnen nicht unten, sondern ganz oben. Jede Einzelne hat sich extrem gut weiterentwickelt. Und das ist am Ende das, was für den Verein, das Team, die Spielerin selber und für uns als Trainer zählt.
HSG: Die bisherigen Ergebnisse sagen nicht alles aus und vor allem geben sie keine Hinweise auf die jeweilige mentale Einstellung der HSG-Juniorinnen: ihre Körpersprache und das Feuer in den Augen der Spielerinnen auf dem, Feld aber auch auf der Bank. Was ist da Dein Eindruck?
AB: Wenn wir über unsere weibliche B-Jugend sprechen, dann müssen wir wissen, dass wir es mit einer für die Regionalliga außergewöhnlich jungen Mannschaft zu tun haben. Wir haben mit den Jahrgängen 2006 und 2005 Spielerinnen dabei, die noch C-Jugend sind. Darüber hinaus ist die Mehrzahl der Mädchen im ersten B-Jugend-Jahr. Genau aus diesem Grund sind wir wahnsinnig stolz auf diese junge Truppe. Sie ist die mit Abstand jüngste unter den 10 Teams in der Liga. Trotz dieses noch jungen Altersdurchschnitts spürt man bei jedem Training und Spiel wie die Spielerinnen an ihrer sportlichen Entwicklung arbeiten.
HSG: Hat die Mannschaft den Respekt abgelegt oder vielleicht sogar eine Trotzreaktion gezeigt, sich nicht ohne Gegenwehr aufzugeben? Oder ist es einfach nur das Vertrauen in die gelernten Abläufe aus der Trainingsarbeit?
AB: Sicherlich gibt es hier eine Vielzahl von Gründen, die aus trainingsmethodischer Sicht nach und nach auch in den Spielen zum Tragen kommen. Natürlich erleben Jugendliche in dieser Altersgruppe von Woche zu Woche, dass Dinge, die über Jahre im Training angebahnt wurden, mit einem Mal zu klappen beginnen. Insbesondere was das Zusammenspiel im Kollektiv angeht. Ohne das geht im leistungsbezogenen Handball bekanntlich nichts. Was wir Trainer in dieser herausfordernden Saison aber zudem vermitteln, ist eine Haltung, die sich am besten in folgendem Satz zusammenfassen lässt: Nicht die Spiele die wir verlieren, sondern nur die Spiele, die wir uns nicht trauen zu spielen, sind unsere Niederlagen. Und genau diese Mentalität macht das Team so stolz, bei jedem Spiel dabei zu sein und gegen die besten Teams des HVM und HVN spielen zu dürfen.
HSG: Wenn ihr im Trainerteam nun auf eure gesteckten Ziele vom September denkt: was habt ihr erreicht und kann oder muss man die Ziele umformulieren?
AB: In jedem Fall haben wir mit diesem Kader von jungen Nachwuchs-Spielerinnen bereits den mittelfristigen Schritt in den Frauenbereich im Blick. Durch G8, Auslandsaufenthalte und ein stark forderndes und sich ständig veränderndes schulisches Umfeld, ist es für alle Clubs genau im Übergang von der wB- auf die wA-Jugend sehr schwierig, ihre Talente zu halten. Aus vielen Gesprächen mit Trainerkolleginnen und -kollegen weiß ich, dass wir bei der HSG Siebengebirge ein exaktes Spiegelbild dieser Situation sind. G8 heißt in der Regel Abitur mit 18. Viele fangen dann direkt mit einer Ausbildung an oder gehen zum Studium in eine andere Stadt. Was das in den Vereinen für den Frauennachwuchs bedeutet, kann sich jeder vorstellen. Da geht viel Potential verloren. Von daher ist es umso wichtiger, dass wir diese Herausforderungen annehmen, und sehr gezielt die Zukunft des Vereins im Auge behalten. Und das geht nur mit einer vorausschauenden Planung für die sogenannten G8-Jahrgänge. Ich bin hier sehr dankbar, dass unsere sportliche Leitung uns hier massiv unterstützt und alles tut, diesen Übergang bestmöglich hinzubekommen.
HSG: Wie gefällt Dir das Niveau in der Regionalliga in dieser Altersklasse?
AB: Spielerisch gesehen gibt es schon recht große Unterschiede. Bis auf wenige Ausnahmen scheint mir in dieser Altersgruppe der HVN etwas in Front zu sein. Ich freue mich als Vater von drei Töchtern allerdings zumeist daran, dass sich immer mehr rumspricht, dass Handball eben gerade nicht nur eine Sportart für die Jungs ist. Wer sich die Spiele der Mädchen anschaut, merkt sofort was die Sportwissenschaft schon lange weiß. Handball ist definitiv eine phantastische Sportart für das weibliche Geschlecht. Die DHB Frauen – trotz des etwas unglücklichen Verlaufs in Japan bei der WM – bieten absolut hochklassigen Handballsport. Das macht so was von Spaß, diese Spiele zu verfolgen. Genauso wie die Spiele unserer wB-Jugend übrigens. (lacht)
HSG: Zum Teil haben wir den Eindruck, dass einige Vereine ein großes Rad drehen wollen. Das kann man nicht nur an der guten Grundausbildung der Spielerinnen und der taktischen Mannschaftsleistung erkennen, sondern auch an dem Engagement neben dem Platz. Was sind für Dich, wenn Du das siehst, die entscheidenden Faktoren für den Erfolg?
AB: Ich sage es nur ungern, aber bereits in dieser Altersgruppe findet eine Konzentration der besten Spielerinnen sehr gezielt durch Abwerbung einiger Vereine immer wieder statt. Und da spielt die jeweilige geografische Lage natürlich oftmals eine zentrale Rolle. Ich möchte das gar nicht bewerten. Uns muss aber bewusst sein, das dies den Mädchenhandball in der Breite schwächt. Insofern finde ich die Lösung mit Zweitspielrechten des DHB eine gute Lösung, da die Vereine, die nicht so hochklassig spielen, ihre Talente weiter entwickeln können ohne sie komplett zu verlieren. Und was den Erfolg angeht, ist es immer ein Dreiklang der den Unterschied ausmacht: Verein – Eltern – Spielerinnen. Und genau in diesem Zusammenspiel sind wir bei der HSG sehr gut aufgestellt. Wer in der Woche zum Beispiel auf dem Sonnenhügel die Trainings beobachtet oder eines der vielen Spiele erlebt, merkt das sofort. Hier wird Handball mit Kopf, Herz und Bauch gelebt. Absolut klasse.
HSG: Zum Abschluss das wichtigste: Sind alle Spielerinnen ohne große Probleme durch die bisherigen Spiele und Trainings gekommen?
AB: Leider hatten wir im zurückliegenden Jahr eine Vielzahl von Verletzungen zu verkraften, von Bänderrissen, über einen Schienbeinbruch bis hin zum Kreuzbandriss. Das müssen wir nicht nochmal haben. Insofern: Liebes Christkind, bitte helfe uns dabei, dass alle in 2020 gesund bleiben und die verletzten Spielerinnen vollständig genesen, baldmöglichst zurückkehren. Bringe uns eine verletzungsfreie Rückrunde und eine gesunde Saison 2020/2021. Wir sind der beste Club mit der größten Handballbegeisterung in der Region. Und genau so soll es auch bleiben.
Die weibliche B-Jugend der HSG Siebengebirge wünscht allen Fans und Freunden frohe Weihnachten und ein gutes und gesundes neues Jahr!
HSG olé
Dieter Klein