Trainer im Interview: „Wir haben eine enorm leistungsbereite Truppe!“

Zum neuen Jahr hat das Trainer-Duo Sebastian Hoffmann und Jamal Naji die Regionalliga-Herren der HSG Siebengebirge übernommen. Nach den ersten Trainingseinheiten mit der Mannschaft geben die beiden langjährigen Leistungsträger der Grün-Blauen Einblicke und Ausblicke zum Rest der Saison 2018/2019.

Hallo Jamal und Basti! Wie ist euer Eindruck nach den ersten Trainingseinheiten mit eurer Mannschaft?

Sebastian Hoffmann: Wir haben eine enorm leistungsbereite Truppe. Das ist genau die Grundvoraussetzung, um die von uns analysierten Defizite abzustellen und die Stärken zu stabilisieren. Wir werden mit diesem Einsatzwillen Fortschritte machen. Wichtig ist uns in dieser Phase, mögliche Rückschläge positiv zu verarbeiten. Hoffentlich reicht uns dafür die Zeit.

Jamal Naji: Ich bin absolut positiv überrascht. Ich hab die Spieler nach dem ersten gemeinsamen Training um ein Feedback gebeten, ob die Komplexität der Übungen zu hoch war. Die Männer waren die Intensität so nicht gewohnt, aber für mich ist das Entscheidende, dass jeder Spieler im Training dran gezogen hat sich voll reingehangen hat. Mein Eindruck war gleich, dass die ganze Truppe absolut gewillt ist, das gemeinsame Ziel Klassenerhalt zu erreichen und in den nächsten vier Monaten dafür alles zu investieren.

 

Die HSG Siebengebirge ist ja offizieller Unterstützer der Handball WM 2019. Ist dann eine Trainingseinheit wie am Abend des 15. Januar direkt mal eine zusätzliche Herausforderung, die ihr eurer neuen Mannschaft stellt?

Sebastian Hoffmann: Könnte man meinen, ja. Aber, ganz klar: nein. Der Klassenerhalt geht vor. Selbst vor einer Weltmeisterschaft. In den nächsten Tagen wird es sicher nochmal solch eine Situation geben. Aber das Team lässt dich davon nicht ablenken.

Jamal Naji: Absolut! Für unser gemeinsames Ziel muss man auch mal ein paar Opfer bringen, wenn man so will. Das WM-Vorrundenspiel Deutschland gegen Frankreich schaut man dann eben im Re-Live ab 23 Uhr. Aber das war im Team tatsächlich auch überhaupt kein Thema und wir konnten hochkonzentriert trainieren.

 

Jamal, inwiefern kannst du deine Erfahrungen aus der Arbeit mit höchstklassigen Jugendbereich von Bayer Dormagen jetzt für die Regionalliga-Herren der HSG einbringen?

Jamal Naji: Das Niveau der A-Jugendbundesliga ist durchaus vergleichbar mit der Herren-Regionalliga. Der kleingruppen- und mannschaftstaktische Anteil ist in beiden Fällen auf relativ gleich hohem Level. Allerdings ist die Trainingsintensität in der A-Jugendbundesliga mit sieben bis neun Einheiten pro Woche schon weitaus höher. Dementsprechend kann ich als Trainer dort die Spieler ganz anders belasten als mit der Regionalliga-Mannschaft, wo es solch eine Belastung einfach nicht gibt. Natürlich ist es etwas ganz anderes, mit einer Mannschaft in sieben Einheiten pro Woche eine taktische Konzeption zu erarbeiten oder ein Taktikgrundmuster in drei Einheiten pro Woche. Da gilt es für uns, geduldig zu bleiben, damit sich Erfolge einstellen. Aber grundsätzlich sehe ich eine Menge Transfermöglichkeiten in den Trainingsmethoden, ja.

 

Basti, welche Entscheidung ist dir rückblickend schwerer gefallen: das Traineramt zum Ende der ersten, sehr erfolgreichen Regionalliga-Saison 2017/2018 abzugeben – oder im Laufe der Saison 2018/2019 zusätzlich zu deiner Verantwortung als Sportlicher Leiter der HSG wieder auf die Trainerbank zurückzukehren?

Sebastian Hoffmann: Ersteres ist mir deutlich leichter gefallen, denn ich konnte dadurch nach einer sehr intensiven Handball-Phase wieder mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen. Die Aufgabe als Sportlicher Leiter des Vereins ist ebenfalls sehr fordernd, ich kann mir aber die Zeit anders einplanen. Dadurch dass Jamal und ich diese jetzige Traineraufgabe als eng abgestimmtes Team angehen, bietet das für mich auch die zeitliche Flexibilität, um neben dem Handball auch weiterhin für die Familie da zu sein. Anders würde das auch nicht funktionieren.

 

Jamal, du hast den Handball im Siebengebirge auch nach deinem Wechsel zum VfL Gummersbach und schließlich Bayer Dormagen weiter intensiv beobachtet, warst häufig zu Gast in der „Sunshine Arena“. Wie haben sich die Grün-Blauen aus deiner Sicht seitdem entwickelt?

Jamal Naji: Viele Spieler habe ich als C- und B-Jugendliche bereits trainiert und treffe sie jetzt im Kader der Regionalliga wieder. Das ist erfreulich und ein Stück weit auch der natürliche Gang bei der HSG: Aus der guten Jugendarbeit schaffen seit Jahrzehnten regelmäßig Talente den Sprung in die Erste Mannschaft. Daran hat sich nichts geändert. Was sich aus meiner Sicht sehr wohl verändert hat, ist die Professionalität im Verein, insbesondere die Teamstruktur und die Organisation. Es hat ja schon einen gewissen Event-Charakter, die Spiele der Ersten Herrenmannschaft am Sonnenhügel zu schauen. Ich sehe viele Ehrenamtliche, die sich um die Belange der Mannschaften kümmern. Durch den Zusammenschluss mit dem TuS Dollendorf sehe ich die HSG auch strukturell sehr viel stärker aufgestellt. Ich hoffe, dass der Verein in Zukunft weiter organisch wächst und seine Ziele kontinuierlich verfolgt.

 

Basti, du kennst Jamal seit vielen Jahren als Mitspieler und Trainer. Ihr wisst beide, wie der andere denkt und wie er Spiele und Spieler „liest“. Wie sieht eure Aufgabenteilung in dieser Saison nun konkret aus?

Sebastian Hoffmann: Jamal wird das Mannschaftstraining dienstags und donnerstags leiten, ich übernehme das Individualtraining am Montag und werde Teile der Dienstags-Einheiten begleiten. Die taktische Ausrichtung für die Spiele und auch unsere grundsätzliche Taktik und Spielphilosophie mit der Mannschaft besprechen wir zusammen. Jamal hat da sehr viel Videoanalyse betrieben, auf dessen Grundlage wir nun arbeiten. Er kümmert sich mehr um unser Angriffsspiel, ich mehr um die Abwehr.
Grundsätzlich ist es für mich sehr bereichernd, mit Jamal zusammenzuarbeiten. Wir beide haben sehr ähnliche Sichtweisen, analysieren Spielsituationen dabei aus verschiedenen Blickwinkeln und finden so immer gemeinsam Lösungen, um unsere Ziele zu verfolgen. Ich freue mich sehr auf diese gemeinsame Aufgabe und die Spiele, die wir mit der jungen Mannschaft im Rest der Saison jetzt angehen werden.

 

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

 

Das erste Spiel des Jahres bestreiten die Regionalliga-Herren der HSG Siebengebirge am 26. Januar beim VfB Homberg in Duisburg. Anwurf ist um 19:30 Uhr. Im ersten Heimspiel 2019 empfangen die Grün-Blauen am 02. Februar um 18:00 Uhr den TuS 82 Opladen in der „Sunshine Arena“.

 

Matthias Reintgen